Wesentliche Prinzipien des Sozialismus und überzeugende Argumente gemeinsam erarbeitet

„Ich glaube, dass der Sozialismus funktionieren kann, aber nicht hundertprozentig so, wie die MLPD sich das wünscht“. Das war die Antwort eines jungen Teilnehmers auf die erste Frage: „Was wisst ihr über Sozialismus und wie steht ihr dazu?“Gestellt wurde die Frage von Gabi Fechtner, der Parteivorsitzenden der MLPD, bei dem von ihr durchgeführten Workshop „Der echte Sozialismus braucht ein neues Ansehen“.

Der am gestrigen 5. August in Truckenthal durchgeführte Workshop hatte zeitweilig über 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zwei Drittel waren Jugendliche und Rebellen.

Wer soll denn beim Workshop mitarbeiten?

Diese Frage klärte Gabi Fechtner direkt am Anfang der Veranstaltung: “Ganz wichtig ist, dass dieser Workshop auch oder gerade für diejenigen ist, welche noch nicht soviel oder gar nichts über den Sozialismus wissen.“ Dementsprechend wurde direkt gesagt, dass man seine offenen Fragen oder Begriffe, die man nicht kennt, einbringen kann.

Wie gelernt wurde, selbst Antworten zu finden

Damit sich auch niemand scheut, seine Fragen zu stellen, wurde am Anfang des Workshops eine Glocke positioniert. Doch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten ihre Fragen auch ohne ein. Für viele war es eine ganz neue Methode, dass der Workshop nicht wie in der Schule nur zum Unterrichten da war. Bei dem Wort Workshop dachten viele vorher an eine Art Vorlesung, wo nur Wissen vorgetragen wird. Diese waren erst recht überrascht, als die Parteivorsitzende sagte:„ Ich will das nicht so machen, dass ihr fragt und ich antworte. Jeder soll lernen, sich selbst zu orientieren, selber zu argumentieren. Erst dann kann man auch richtig überzeugen.“

Direkt am Anfang wurden Tafeln aufgestellt und zwei freiwillige Schriftführer haben dann Fragen auf einer Tafel gesammelt. Es landen auch weit verbreitete Vorstellungen an der Tafel wie „der Sozialismus ist eine Utopie“ oder die Hetze „Sozialismus ist Diktatur und Terrorherrschaft“. Solche bekannten Aussagen wurden am Anfang erstmal gesammelt und im Laufe der Diskussion kamen wir darauf wieder zurück.

Elias, ein junger Teilnehmer des Workshops, berichtet über die Methode: “Ich fand die Rückfragen, die immer wieder kamen, gut. Das hat geholfen, die Widersprüche, die da waren, zu entfalten. Man konnte sich auch immer überlegen: “Bin ich einverstanden mit dem, was gerade gesagt wurde und was andere Teilnehmer eingebracht haben?” Es wurde zum Beispiel immer gefragt: „Sieht das Jeder so?“ Es war eine sehr lebendige Veranstaltung. So las ein REBELL vor was die Künstliche Intelligenz Chat GPT über den Sozialismus sagt. Es wurden aber auch kurze Filmausschnitte gezeigt. Einer befasste sich mit dem sozialistischen China und wie dieses sich vorgenommen hatte, keine Auto-Nation beruhend auf dem Individualverkehr zu werden. Stattdessen wurden massenhaft Fahrräder hergestellt und das öffentliche Verkehrsnetz wurde ausgebaut. Das sollte auch Bestandteil des Umweltschutzes sein.

Was gehört zum Sozialismus?

Eine Rebellin sagte am Schluss: “Mir fällt auf , dass die Fragen zum Sozialismus oft sehr konkret sind. Ich selber antworte oft noch zu allgemein. Die Sachen sind dann nicht falsch. Sehr viele Menschen haben an sich den Anspruch, Sozialist oder Kommunist zu sein. Aber es ist notwendig zu sagen wie ich mir die Zukunft im Sozialismus vorstelle um zu prüfen ob man sich da wirklich einig ist und es keine oberflächliche Einigkeit ist.“

Um solche konkreten Fragen beantworten zu können, muss man sich aber grundlegend damit beschäftigen, was der Sozialismus ist. In dem Workshop wurden folgende wesentliche Prinzipien des Sozialismus genauer behandelt:

  • die Diktatur des Proletariats
  • der sozialistische Staat
  • die Wiederherstellung, Erhaltung und Höherentwicklung der Einheit von Mensch und Natur
  • die sozialistische Planwirtschaft
  • die Abschaffung des Lohnsystems und das Verteilungsprinzip
  • der Klassenkampf im Sozialismus
  • die Befreiung der Frau
  • die sozialistische Außenpolitik

Der Klassenkampf im Sozialismus findet hauptsächlich auf ideologisch-politischem Gebiet statt. Es gibt immer noch Klassen. Der Unterschied zum Kapitalismus besteht darin, dass die Produktionsmittel nicht mehr einzelnen Monopolen oder dem Staat gehören, sondern vergesellschaftet sind. Es herrscht die Diktatur des Proletariats. Das bedeutet Demokratie für die breiten Massen durch Versammlungen, Arbeiterräte und andere Organisationsformen.

Diktatur bedeutet wissenschaftlich erstmal Herrschaft. Aber über wen wird dann im Sozialismus geherrscht? Im Workshop kam raus, dass im Sozialismus die ehemaligen Ausbeuter und Unterdrücker unter der Herrschaft der Arbeiter stehen. Diese müssen sich für ihre Gräueltaten wie massive Umweltzerstörung oder dem Führen von Kriegen und weiteren Verbrechen verantworten. Das muss aber sehr differenziert passieren! Im Sozialismus gilt also, die werktätigen Massen und die Mehrheit der Bevölkerung unterdrückt die vorher ausbeutende Minderheit. Die höchste Form, mit der der Klassenkampf im Sozialismus geführt wird, ist die Kulturrevolution. Dabei wird zum Beispiel durch bewusste Kampagnen und Überzeugungsarbeit mit veralteten Traditionen und bürgerlicher Moral gebrochen und es werden Kräfte zum Aufbau des Sozialismus mobilisiert.

Rezan, selbst Teilnehmer der Veranstaltung, wertet aus: “Die Veranstaltung war sehr schön strukturiert. Dass man erst geklärt hat, wofür die Begriffe überhaupt stehen, und dann verschiedene Prinzipien des Sozialismus sich gemeinsam erarbeitet hat. Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie das mit dem Verschmelzen der Nationen im Kommunismus ist, wenn es keine Klassen mehr geben soll. Aber ich freu mich darauf, an dieser Stelle weiter zu lernen.“

Gabi Fechtner sagte selbst zu der Veranstaltung: “Ich bewerte die Veranstaltung auf jeden Fall positiv. Es wurde sich rege beteiligt, aber auch kontrovers diskutiert.” Auf die Frage, warum es kein Rezept für den Sozialismus gibt, antwortete sie: “Der Sozialismus erwächst aus dem vielfältigen Fortschritt, aus Bedürfnissen und zu bewältigenden Problemen der Gesellschaft und aus seinen bewährten Prinzipien. Deshalb kann man ihn nicht zu 100% vorhersagen.”

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