Cannabis-Debatte – Die Lüge vom „Jugendschutz“ durch die Legalisierung

rf-news.de, 29.01.2022

„Ja, wir wollen Cannabis freigeben, natürlich kontrolliert, so wie man das beim Alkohol auch tut“, erklärte Annalena Baerbock letztes Jahr auf einer Wahlkampfveranstaltung in Kiel. Als Begründung wird ausgerechnet der Jugendschutz herangezogen: „Eine kontrollierte Abgabe ist die Voraussetzung, um Jugend- und Gesundheitsschutz durchsetzen zu können.“ Natürlich. Und Einbrecher wollen uns bloß das Aufräumen erleichtern.

„So wie beim Alkohol“

Laut Baerbock würden weniger Jugendliche illegal Cannabis konsumieren, wenn man es, „wie man das beim Alkohol auch tut“, kontrolliert abgibt. Laut dem Forschungsbericht zum Cannabiskonsum Jugendlicher und junger Erwachsene aus dem Jahr 2018 haben bereits 10 Prozent der 12- bis 17jährigen schon einmal Cannabis konsumiert. Laut einem Factsheet der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. aus dem Jahr 2016 haben bereits 66 Prozent der 12- bis 17jährigen schon einmal (den wohlgemerkt „kontrolliert abgegebenen“) Alkohol konsumiert. Einen praktischer Beitrag zum Jugendschutz ist durch die „kontrollierte Abgabe“ von Cannabis also schon mal nicht absehbar. Aber immerhin WILL sie die Jugend schützen. Das ist doch auch schon was wert! Oder?

Die Ampel und der Jugendschutz

Naja, auf das Cannabis-Gesetz werden wir eh noch etwas warten müssen, da sich unsere Regierung gerade noch mit Corona rumschlagen muss. Aber da der Jugendschutz ihnen ja so wichtig ist, sind doch bestimmt schon Luftfiltergeräte auf dem Weg in jeden deutschen Klassenraum und der Unterricht wird nur unter sehr strengem Gesundheitsschutz durchgeführt. Nicht ganz: Die Inzidenz der 5- bis 24jährigen ist fast dreimal so hoch wie die der anderen Altersgruppen, es gibt viel zu wenig Luftfilter in deutschen Klassenräumen und von einem positiv getesteten Kind kommt noch maximal der Sitznachbar oder die Sitznachbarin in Quarantäne?
Aber wenn der Ampel der Jugendschutz so egal ist, warum ist sie dann für die Legalisierung von Cannabis?

Das Geld winkt

Die Legalisierung von Cannabis könnte dem Staat mehr als 4,7 Millarden Euro Einnahmen pro Jahr bringen. Schon vor der Ankündigung der Legalisierung wurde Deutschland als „wichtigster Zukunfts-Markt in der EU“ für Cannabis ausgerufen. Hier fühlt man sich fast an die Anfänge der Corona-Pandemie erinnert, wo Masken solange als „Virenschleudern“ galten, bis daraus massenhaft Profit gemacht werden konnte.

Vorbilder in der Drogenpolitik? Eine Zahlenschlacht …

Jetzt wäre es aber natürlich ziemlich einseitig, sich in der Frage nur auf die Regierung zu beschränken. Schließlich sind in Deutschland noch mehr Menschen für die Legalisierung und mit Sicherheit ist vielen von denen der Jugendschutz ein viel größeres Anliegen als unserer Regierung. Ein gutes Beispiel dafür ist der YouTube-Kanal „Dinge erklärt – Kurzgesagt“, der 2018 in einem Video zur Cannabis-Legalisierung folgendes Statement abgab: „Cannabis ist eine Droge. Und wie bei jeder Droge gibt es auch hier negative Auswirkungen für einen beachtlichen Teil der Konsumenten. Und genau, weil es nicht harmlos ist, sollte Cannabis legalisiert werden. Wenn dir Fakten wichtig sind und du ernsthaft für den Schutz von Gefahren von Cannabis bis, dann solltest auch auf der Seite von Entkriminalisierung und Legalisierung stehen.“

Ist der Cannabis-Konsum in Ländern mit Legalisierung zurückgegangen?

Warum sollten wir das tun? Weil andere Länder es vormachen, so die Argumentation. In verschiedenen Bundesstaaten der USA, Kanadas, Portugals oder den Niederlanden ist Cannabis bereits seit einigen Jahren zu Genusszwecken legalisiert. Und dort ist der Cananbis-Konsum von Jugendlichen seitdem doch sogar zurückgegangen – oder?
Tatsächlich führt eine Veröffentlichung von US-Wissenschaftlern, die 2019 im Jama Pediatrics erschien, aus, dass sich der Cannabis-Konsum von 9.-12.-Klässlern (in den Bundesstaaten, in denen Cannabis legalisiert wurde) in den folgenden Jahren leicht senkte. Und in Portugal soll der Anteil der Bevölkerung, die regelmäßig Drogen konsumiert von 2001 bis 2012 von 44 Prozent auf 28 Prozent gesunken sein.

Doch laut Untersuchungen der National Survey on Drug Use and Health und des Cato Institute über den Anteil der Bevölkerung (ab 12 Jahren), der in den US-Bundesstaaten Alaska, Washington, Colorado und Oregon in den Jahren vor und nach der dortigen Legalisierung Cannabis konsumiert, ist der Konsum nach der Legalisierung sogar noch gestiegen. Auch das Statistikamt Kanada berichtet von einem signifikanten Anstieg der Cannabis-Konsumenten in den Jahren nach der Legalisierung in Kanada. Die „Country Drug Reports 2019“ des „European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction“ geben Aufschluss, dass aktuell in Portugal etwa 8 Prozent der 15- bis 34jährigen Cannabis konsumieren, während es in Deutschland 13,3 Prozent und in den Niederlanden 17,5 Prozent sind.

Zur Cannabis-Thematik wird wirklich jeder und jede eine Studie finden, die seine oder ihre Meinung untermauert. Wenn man sich diesen Zahlen-Misch-Masch so anschaut, stellt sich vor allem eine Frage: Wie sehr kommt es wirklich auf „die Legalisierung“ an? Glaubt ihr denn wirklich, dass auch nur ein Mensch aufgehört hat zu kiffen, weil es auf einmal legal war!?

Das Beispiel Portugal

„Als die Drogen kamen, schlugen sie alle auf einmal zu. Es waren die 80er Jahre, und als einer von zehn Menschen in die Tiefen des Heroinkonsums abgerutscht war – Banker, Universitätsstudenten, Zimmerleute, Prominente, Bergleute -, befand sich Portugal in einem Zustand der Panik” – so beschreibt Susana Ferreira (Journalistin für den Guardian) die Situation damals in Portugal. Um gegen diese Krise vorzugehen, wurde eine Infrastruktur an Hilfsangeboten und der Suchttherapie aufgebaut, wie sie damals weltweit einmalig war.

Das ging im übrigen nicht einher mit einer Legalisierung aller Drogen (wie es häufig verbreitet wird), sondern mit einer Entkriminalisierung des Besitzes von Drogen: „Anders als bisweilen fälschlich angenommen wird, sind Drogen in Portugal bis heute nicht legal. Das gilt nicht einmal für den Besitz kleiner Mengen. Doch der Besitz geringer Mengen zum Eigenverbrauch wird nicht mehr als eine Straftat angesehen. Es ist eine schlichte Ordnungswidrigkeit, wie etwa Falschparken. … Wer mit größeren Mengen erwischt wird, gilt als Dealer und wird nach dem Strafrecht entsprechend bestraft. Allerdings lässt es die Polizei auch bei der Entdeckung kleiner Mengen nicht bei der Beschlagnahmung bewenden. … Wer mit Eigenverbrauchsmengen erwischt wird, muss wegen eines Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung vor einer der “Comissões para a Dissuasão da Toxicodependência” (CDT) antreten. Diese Ausschüsse zur Bekämpfung der Drogensucht werden von einem Juristen, einem Sozialarbeiter und einem Psychologen gebildet. Mit dem Konsumenten wird dann dessen Suchtverhalten besprochen und die möglichen Folgen diskutiert. Die CDT können, wenn jemand zum zweiten Mal vorstellig werden musste, auch Bußgelder verhängen oder die Betroffenen zu einer Sozialarbeit verpflichten. Sie können auch Platzverbote aussprechen, geben aber auch Unterstützung und bieten Therapien an.“

Portugal somit als „Vorbild für Deutschland“ anzuführen ist völlig absurd. Wir haben keine Drogenkrise. Und im Koalitionsvertrag steht kein Wort von einem etwaigen Ausbau der Angebote für Jugendliche oder Erwachsene mit Drogenproblemen.

Gut gemeint?

Wir sollten noch einmal auf das Statement von „Kurzgesagt“ zurückkommen: „Cannabis ist eine Droge. Und wie bei jeder Droge gibt es auch hier negative Auswirkungen für einen beachtlichen Teil der Konsumenten. Und genau, weil es nicht harmlos ist, sollte Cannabis legalisiert werden. Wenn dir Fakten wichtig sind und du ernsthaft für den Schutz vor den Gefahren von Cannabis bist, dann solltest auch auf der Seite von Entkriminalisierung und Legalisierung stehen.“

„Kurzgesagt“ und andere Menschen, die so argumentieren, zäumen hier das Pferd einfach von hinten auf. Das Problem ist nicht, dass Cannabis nicht legal ist. Das Problem ist, dass es absolut mangelnde Aufklärung, eine Vielzahl von Desinformationen und ungenügend niedrigschwellige Beratungsangebote gibt. Das Problem ist, dass in der heutigen Kultur – vor allem der Musik – Drogenkonsum besonders für Jugendliche stark verherrlicht wird. Und das Problem ist, dass jede Person, die heute Cannabis kaufen will, auch Cannabis kriegt – obwohl es „illegal“ ist. Kurz: Die heutige „Drogen-Prävention“ wird völlig unernsthaft und lieblos geführt.

Wenn dir Fakten wichtig sind und du ernsthaft für den Schutz vor den Gefahren von Cannabis bist, dann solltest du dich nicht mit einem halbherzigen Kompromiss zufrieden geben, sondern ums ganze kämpfen – gegen die Legalisierung von Cannabis!

 

(foto: gemeinfrei)

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