„Unsere Regierung hat Angst vor Kämpfen“ – Interview mit Vincent, Communist Youth League (CYL) Südafrika

REBELL Magazin: Wie haben sich die Pandemie und die Wirtschaftskrise auf das Leben der Menschen in Südafrika ausgewirkt?

Vincent: Die Arbeitslosenquote ist sehr stark gestiegen und sie war schon vor der Pandemie sehr hoch, vor allem unter der Jugend. Es ist schwer für die Menschen, besonders in den Townships, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und die Menschen haben Mühe, Lebensmittel zu kaufen und ihre Rechnungen zu bezahlen. Für die Massen gibt es keine finanzielle Unterstützung von der Regierung. Die Kriminalitätsrate ist gestiegen.
Ohne feste Arbeit und ohne die Möglichkeit, Tagesjobs zu machen, sehen sich einige gezwungen, Lebensmittel aus den Geschäften zu stehlen und manchmal wird sogar in Häuser eingebrochen und dort gestohlen. Andere haben Kredite bei den Banken aufgenommen, nur um alltägliche Dinge wie Miete oder Strom zu bezahlen, die haben teilweise eine Laufzeit von 8 Jahren. Viele Arbeiter in den großen Konzernen verlieren auch ihre Jobs. Wegen der Corona-Maßnahmen sind Streiks und Proteste verboten, so dass es schwer ist, den Kampf der Arbeiter zu organisieren. Die Regierung benutzt die Pandemie als Vorwand, um den Menschen grundlegende demokratische Rechte zu verweigern, weil sie Angst vor den Kämpfen der Arbeiter und den Massen haben.

Wie geht die Regierung mit der Krise um und was ist ihr Plan?

Vincent: Die Regierung kümmert sich überhaupt nicht um das Volk. Alles, worauf ihre Politik abzielt, sind die Profite der großen Unternehmen. Es ist ihnen egal, wie die Menschen in den Townships überleben können. Deshalb haben viele Menschen das letzte Vertrauen in die Regierung verloren. Das ist auch der Grund, warum die Menschen sehr verunsichert sind, was den Impfstoff angeht. Obwohl die Regierung es geschafft hat, 150.000 Dosen des Impfstoffs zu beschaffen, wollen sich die Menschen nicht wirklich impfen lassen. Auf der anderen Seite hat die Regierung nicht einmal einen Plan, wie sie die Impfung für die Massen organisieren kann. Meiner Meinung nach kämpft die Regierung nicht in erster Linie gegen die Pandemie, sondern gegen die Menschen, die sich gegen ihre Situation wehren.

Wie arbeitet die CYL in deiner Stadt in diesen komplizierten Zeiten?

Vincent: Wir kämpfen um regelmäßige Arbeit in unserer Gemeinde. Mindestens einmal im Monat versuchen wir, die Leute für politische Aktivitäten zu versammeln, hauptsächlich um die Situation zu diskutieren und wie wir uns gegenseitig unterstützen können. Leider müssen unsere Gemeindeprojekte wie der Park, an dem wir gearbeitet haben, oder unser Bibliotheksprojekt pausiert werden, weil wir Schwierigkeiten haben, unsere Arbeit zu finanzieren. Wir bräuchten zum Beispiel Geld für einen Astschneider, um mit dem Park voranzukommen. Das Schwierigste ist, dass viele Leute sich darauf konzentrieren, ihre Probleme individuell zu lösen. Aber trotz dieser Probleme halten wir unsere Arbeit aufrecht, und auch wenn wir nur langsam Fortschritte machen, machen wir doch Fortschritte.

Das Interview ist erschienen im aktuellen REBELL Magazin: „GELD… – spielt keine Rolle oder wichtigste Sache der Welt?!“ 01/2o21. Ihr könnt hier die Printausgabe für 1,50€ bestellen oder hier auch ein Abo abschließen. Es kostet 7,50€ für sechs Ausgaben im Jahr.

Foto: Gewerkschafter am Nationalen Streiktag in Südafrika, rf-news.de, (Photograph by Ihsaan Haffejee)

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