Ist ICE-Freestyle eine Sportart?

Ich möchte über meine aktuellen Freizeitschwierigkeiten berichten. Ich bin ein Rebell aus Berlin
und fahre seitdem ich zwei Jahre alt bin Schlittschuh. Als ich mit Eishockey aufgehört habe, habe
ich mit ICE-Freestyle angefangen. ICE-Freestyle ist eine Verbindung auf Hip-Hop, Eiskunstlauf
und Breakdance auf dem Eis, die es schon seit einigen Jahren gibt und somit kein neuer Trendsport
ist. Leider gibt es in Berlin kein Verein und für uns als Jugendliche ist es schwierig ein Verein zu
gründen, daher müssen wir während der öffentlichen Eislaufzeiten trainieren. In öffentlichen
Eislaufzeiten dürfen wir keine ICE-Freestyle-Figuren ausführen, da wir angeblich das Eis kaputt
machen würden. Klar machen wir das Eis kaputt durch Sprünge und Tricks, aber ich kann die
Argumentation nicht nachvollziehen.
Als ich mal mit dem Sportamt in Berlin diskutiert habe, warum es verboten sei, ging es darum, dass
andere Mitfahrer gefährdet seien, während wir unsere Sprünge und Tricks machen. Es wurde mir
offen gesagt, dass die Familien geschützt werden sollen, nicht wegen Moral, sondern um den Profit
zu sichern. Einzelne Familien mit Kindern bringen mehr Geld, als wir, wenn wir nur einmal eine
Saisonkarte für ca. 80 Euro kaufen würden. Man darf auch nicht vergessen, dass die Eltern auch
mal für ihre Kinder Pommes kaufen im Bistro. Der zweite Grund war, dass wir das Eis beschädigen.
Wir beschädigen genauso das Eis wie die Eiskunstläufer, Eishockeyspieler, Eisschnellläufer, etc..
Der Unterschied ist, wir sind kein Verein, der mehrmals das Eis mietet und auch keine Profisportart.
Jetzt befinden wir uns im Lockdown und es dürfen nur Profisportler Eislaufen. Seit Anfang 2020
war ich nur ein paarmal Eislaufen, und wurde letztes Mal in der Eisschnelllaufhalle in Berlin-
Hohenschönhausen, aus der ich leider lebenslang rausgeschmissen wurde, weil ich mich nicht daran
hielt während der Öffnungszeiten nicht auf dem Eis zu tanzen, weil angeblich zu wenig Platz sei.
Theoretisch ist da Platz, nur wird eine große Fläche für die Profisportler reserviert und deswegen
wird für das Publikum wenig Eisfläche freigegeben.
Wir leben in einer Gesellschaft in der sich überall Klassen befinden, so auch im Sport: es gibt
Profisportler, die „ordentlich Geld verdienen“ durch ihre Sponsor und noch Profit bringen, und die
Hobbyeisläufer, für die alles verboten ist, selbst rückwärts laufen! Wir müssen mit dem Eismeister
ständig diskutieren, da sie leider Anweisungen bekommen, dass wir kein ICE-Freestyle machen
dürfen. Und die Eismeister sind mit den ICE-Freestyler streng, aber auch mit den ganzen
Jugendlichen, die in ihrer Freizeit gerne eislaufen gehen und sich dort mit ihren Freunden*innen
treffen. Es ist mal passiert, dass die Eismeister vor zwei Jahren uns rausgeschmissen haben, nur
weil wir uns auf eine Bank setzen! Ich habe mich mit dem Eismeister gestritten und letztendlich
kam die Polizei und ich musste das Gelände verlassen, so streng werden die Jugendlichen und die
nicht akzeptierten Sportarten unterdrückt!
Bis jetzt wird ICE-Freestyle weltweit nur in Frankreich von dem Eissportverband anerkannt, und
gibt es ständig Probleme zwischen den Eismeistern und den ICE-Freestyler. Viele ICE-Freestyler in
Deutschland hatten sich bemüht, dass der Sport endlich anerkannt wird, was leider noch nicht
gelungen ist. Stattdessen wird ab und zu mal ein selbstorganisierte ICE-Freestyle-Contest
durchgeführt, leider nicht in Berlin. Die Unterdrückung geht sogar so weit, dass die Eismeister uns
für ein paar Tage die Schlittschuhe wegnehmen oder die Kufen zerstören, sodass wir das Eis nicht
mehr zerstören können. Würden sie das bei Profisportler auch machen?
Meine Forderungen sind:
– ICE-Freestyle muss als Eissportart anerkannt werden, so dass wir Trainingszeiten in den Eishallen
bekommen.
– Wir wollen die gleiche Rechte wie andere Sportarten.
Aber was wird heutzutage überhaupt als Sportart anerkannt. Das IOC wollte z.B. im Jahr 2013 eine
der ältesten olympischen Sportarten, das Ringen aus den Olympischen Spielen von 2020 entfernen.
Dafür ist Skateboard in den Olympischen Spielen von Tokio, zum erste Mal Teil des olympischen
Programms gewesen. Wie kann es sein, dass eine Organisation uns vorschreibt, dass wir eine
Sportart sind oder nicht? Können das nicht die Sportler selbst entscheiden?
Was denkt ihr dazu und wie sieht es mit euren Sportarten aus? Gerade auch unter Corona-
Bedingungen? Über eine Diskussion zu dem Thema im Rebell würde ich mich freuen.

Foto: Noé Amari / ICE-Freestyler: Turtle Style aus Dortmund

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